Am 20. Juni 2025 heißt es wieder „Türen auf“ zur Leipziger Langen Nacht der Wissenschaften! Dieses Jahr ist das Programm in der Sächsischen Akademie der Wissenschaften besonders dicht gepackt.
Einblicke in KI-Welten gibt es reichlich: So können Sie mit Clara Schumann telefonieren, mit VR-Brille in den Höhlen an der Seidenstraße buddhistische Malereien entdecken und ausprobieren, wie man mithilfe modernster Handschriftenerkennung direkt von der Handschrift zur Edition gelangen kann.
Wer es „handfester“ mag, kann aber auch im Hof der Akademie zur Tanzstunde vorbeikommen: Wir tauchen mit Filmbeispielen ein in Tanzgeschichte der DDR und laden Sie ein, mit uns den Lipsi zu lernen – einen Modetanz, der 1959 in Leipzig kreiert wurde und der, zumindest nach dem Willen der DDR-Obrigkeit, dem westlichen Rock ’n’ Roll landesweit Paroli bieten sollte.
Aber auch tiefe Einblicke in die Vergangenheit sind möglich, wir durchleuchten Vorurteile, Halbwissen und Klischees über Magie und Medizin – sei es im Alten Ägypten, im Alten Orient oder im Mittelalter. Seinen persönlichen Heilzauber kann man sich selbstredend bei uns auch herstellen, egal ob als Tontafel oder Zauberamulett. Eine Wirkungsgarantie können wir allerdings nicht geben.
Verpassen sollten Sie auf keinen Fall unsere Führung durch den karolingischen Kräuter- und Heilpflanzengarten, denn falls das Zaubern doch nicht helfen sollte, erfahren Sie hier viel Spannendes über mittelalterliche Pflanzenkunde und ganz nebenbei auch einiges über das älteste Deutsch.
Zur späteren Stunde wird es musikalisch und es kommt mehrfach der eigens gegründete Akademie-Chor zum Einsatz. Hören Sie sich also mit uns gemeinsam durch den Alltag der Bach-Thomaner, Musiktheorie und -praxis am Monochord im Mittelalter sowie – in einer Nacht-Andacht – durch „klingende Inschriften“. Viel Wissenswertes rund um die entsprechenden Forschungsvorhaben liefern die Vorträge mit Musik natürlich auch.
Wir freuen uns auf und über zahlreiche interessierte Gäste, die den Abend mit uns in der Villa Klinkhardt, dem Hauptsitz der Sächsischen Akademie der Wissenschaften, im Musikviertel verbringen möchten!
Leipziger Wissenschaftspreis
Die Lange Nacht der Wissenschaften wird eröffnet mit der Verleihung des mit 10.000 Euro dotierten Leipziger Wissenschaftspreises, den die Stadt Leipzig, die Universität Leipzig und die Sächsische Akademie der Wissenschaften zu Leipzig gemeinsam vergeben.
Das Gesamtprogramm zur Langen Nacht der Wissenschaften finden Sie unter www.wissen-in-leipzig.de
Foto-Rückblick zur letzten Langen Nacht der Wissenschaften bei uns im Haus
Programm
FOYER
18.00 Uhr–23.00 Uhr
Akademie zum Nachschlagen und Schmökern
Wörterbücher, große Brief- und Werkausgaben und mehr: Die Akademie ist eine kleine Bücherfabrik. Der Bücherstand lädt zum Blättern, Stöbern und Nachschlagen in einigen ausgewählten Publikationen ein. Und wer wissen will, wie die Buchproduktion in der Akademie funktioniert und was es mit den großen digitalen Forschungs-Portalen und E-Books auf sich hat, bekommt hier Antworten.
Bücherstand, betreut von Michael Hübner
GARTEN
18.00 Uhr
Zwölf Affen essen Pfannkuchen: Ein Ausflug zu den Anfängen der deutschen Sprache
Was haben gefräßige Affen mit der deutschen Sprache zu tun? Mit den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern des Althochdeutschen Wörterbuchs reisen wir mehr als 1.000 Jahre zurück zu den Anfängen unserer Sprache. Was hat es mit den berühmten Merseburger Zaubersprüchen auf sich? Und wem gelingt es, bei einem Rundgang durch unseren karolingischen Garten alle althochdeutschen Pflanzennamen zu entschlüsseln? Ein Angebot für junge Sprachforscherinnen und Sprachforscher ab 8 Jahren.
Workshop mit Dr. Katja Schmidt
19.00 Uhr
Alle tanzen Lipsi! – Tanzkurs, Tanzfilme und mehr
Wer kennt ihn nicht, den Lipsi?! Der DDR-Modetanz, abgeleitet vom lateinischen „lipsiens“ (Leipziger), wurde von Christa und Helmut Seifert, Inhaber der Tanzschule Seifert, 1959 in Leipzig kreiert und sollte zumindest nach dem Willen der DDR-Obrigkeit dem westlichen Rock ’n’ Roll landesweit Paroli bieten. In einer Reise ins Leipzig der späten 50er Jahre gibt es nun die Gelegenheit, mit uns gemeinsam den Lipsi zu lernen und das Tanzbein zu schwingen.
Workshop mit Dr. Melanie Gruß, Dr. Sydney Hutchinson, Caroline Helm
21.00 Uhr
Von Schnellheilerin und Liebesstock – eine Führung durch den karolingischen Heilpflanzengarten
Das „Hortulus“-Gedicht des Mönches Walahfrid Strabo führt in die Welt der mittelalterlichen Pflanzenkunde. Zugleich enthält die Schrift zahlreiche Spuren des ältesten Deutsch. Die Kolleginnen des Althochdeutschen Wörterbuchs begleiten Sie durch unseren originalgetreuen karolingischen Heilpflanzengarten und geben dabei zugleich Einblicke in die Geschichte der deutschen Sprache. Bei schlechtem Wetter beginnt die Veranstaltung im Foyer.
Gartenführung mit Dr. Aletta Leipold, Dr. Almut Mikeleitis-Winter und Dr. Luise Morawetz
PRÄSIDENTENZIMMER
20.00 Uhr–23.00 Uhr
Clara Schumann am Telefon
Reisen Sie mit uns in die Zukunft der Vergangenheit: An einem originalen Siemens & Halske-Telefon aus den 1890er Jahren haben Sie an diesem Abend den ‚direkten Draht‘ zu Clara Schumann. Telefonieren mit Clara Schumann – möglich macht dieses faszinierende Projekt eine KI, die mit 750 Briefen aus der Briefausgabe Robert und Clara Schumanns trainiert und mit der Stimme einer 70jährigen Sprecherin aus Leipzig zum Leben erweckt wurde. Stilecht vermittelt das „Fräulein vom Amt“ das Gespräch.
Mitmachstation
18.00 Uhr–23.00 Uhr
Bachforschung digital
Im „Forschungsportal BACH" werden erstmals sämtliche verfügbare archivalische Quellen zur gesamten Musikerfamilie Bach digital zugänglich gemacht. Dabei kommen neueste Methoden der Digital Humanities zum Einsatz. Erfahren Sie an unserer interaktiven Station, wie historische Dokumente mit Hilfe heutiger digitaler Technik transkribiert und ediert werden. Anhand verschiedener virtueller Schriftstücke lernen Sie Schritt für Schritt die Arbeitsabläufe im Projekt und viel Wissenswertes ringsum kennen.
Mitmachstation von Dr. Nadine Quenouille
Magie und Medizin – Wissen und Vorurteile über das Alte Ägypten, den Orient und das Mittelalter
Vorträge, Mitmachstände und Projekteinblicke
1. Etage
18.00 Uhr–23.00 Uhr
Gesundheitsvorsorge und Heilung im Alten Ägypten
Tauchen Sie ein in die faszinierende Welt der altägyptischen Medizin und Magie! Entdecken Sie hunderte Rezepte, die Einblicke in die Heilmethoden, Krankheitsvorstellungen und anatomischen Kenntnisse der damaligen Zeit geben. Erfahren Sie, wie man im Alten Ägypten mit Zaubersprüchen zahlreichen Gefahren vorbeugen wollte, von Skorpionstichen über Kopfschmerzen bis hin zu toxischen Kollegen. Besuchen Sie unseren Stand und nehmen Sie Zaubersprüche zum Ausprobieren mit nach Hause!
Projektstand mit Dr. Anke Blöbaum, Dr. Peter Dils und Dr. Lutz Popko
SITZUNGSSAAL
SITZUNGSSAAL RECHTS
18.00 Uhr–23.00 Uhr
Schreiben wie vor 4000 Jahren – Keilschrift zum Mitnehmen
Die Keilschrift aus dem antiken Mesopotamien stammt aus einer Zeit, als es noch kein Alphabet gab. Und doch hat man im Zweistromland hunderttausende von Täfelchen aus Ton mit ihr beschrieben. Wie das funktioniert, zeigen Forschende des Leipzig Akkadian Dictionary und des Altorientalischen Instituts der Universität Leipzig. Große und kleine Gäste können sich eine eigene Keilschrifttafel mit ihrem Namen schreiben lassen oder wie ein echter Babylonier selbst den Griffel in die Hand nehmen.
Mitmachstation mit Dr. Hannes Leonhardt, Dr. Luis Saénz und Dr. Janine Wende
18.00 Uhr–23.00 Uhr
Zaubereien aus dem Mittelalter – Magische Amulette schreiben
'Zuerst das Wort, dann die Pflanze und zuletzt das Messer', so soll schon Asklepios gesagt haben: Wortmagie spielt auch im Mittelalter neben der Anwendung von Kräutern eine große Rolle. Am Projektstand des Althochdeutschen Wörterbuchs können magische Amulette mit Feder und Tinte selbst hergestellt werden.
Mitmachstation mit Dr. Aletta Leipold
18.00 Uhr–22.00 Uhr
Mit VR-Brille und Spiel zu den buddhistischen Höhlenmalereien an der Nördlichen Seidenstraße
In den buddhistischen Höhlenanlagen der an der Nördlichen Seidenstraße gelegenen Kuča-Region finden sich beeindruckende Wandmalereien aus dem ca. 5. bis 10. Jahrhundert. An der Akademie werden diese erstmals vollständig erschlossen, dokumentiert und in einem digitalen Portal wissenschaftlich ausgewertet. Gehen Sie mit uns auf virtuelle Entdeckungsreise und schauen Sie sich mit VR-Brille in den Höhlen um oder gehen Sie mit unserem Spiel „Finde ... in den Kuča-Gemälden“ digital auf Spurensuche.
Mitmachstation mit Dr. Erik Radisch
WINTERGARTEN
18.00 Uhr–23.00 Uhr
Zauberhaft: Was in der Bibel steht und was nicht
Zauberhaftes begegnet nicht nur in der Bibel selbst, sondern auch in ihrer faszinierenden antiken Umwelt: Sibyllinsche Orakel und Salomos Exorzismen, Zauberpapyri und Apokalypsen. Religion und Magie gehen hier fließend ineinander über. Das CJH-Projekt lädt zu einer Entdeckungsreise ein: Kreieren Sie ein persönliches Schutzamulett, bringen Sie magische Buchstaben auf ein Papyrus, probieren Sie antike Snacks.
Mitmachstation mit Dr. Nicole Oesterreich, PD Dr. Felix John und Andrej Lacko
SITZUNGSSAAL LINKS
18.00 Uhr
Zauberreiche Worte, verblüffende Wirkungen, fantastische Wunder? Aktuelle Magieforschung in Leipzig
In zahlreichen Projekten der Sächsischen Akademie der Wissenschaften führen die Quellen-Editionen u. a. auch zu magischen Praktiken in Antike, Mittelalter und Neuzeit. Aktuell sind einige Forschende am Netzwerk "Wort, Wirkung, Wunder – Sprache und Macht in der Vormoderne zwischen Religion, Magie und Medizin" beteiligt. Franziska Naether führt in das vielgestaltige Thema ein und steuert ein Beispiel aus dem Alten Ägypten bei: Wie können Magier die Götter zwingen, ihre Wünsche zu erfüllen?
Vortrag von Dr. Franziska Naether (30 Minuten)
18.30 Uhr
„Ein, zwei Tropfen Jauchеnsaft, Blut von Fliegen massenhaft“ – Was stimmt (nicht) von unserem Bild über altägyptische Medizin und Magie
Seit Jahrhunderten wird die Welt der altägyptischen Medizin und Magie in der europäischen Literatur aufgegriffen. Das hat unsere Vorstellung vom Alten Ägypten nachhaltig beeinflusst. Doch was davon ist Wahrheit, was Mythos? In diesem Vortrag werden drei Beispiele vorgestellt. Freuen Sie sich auf eine Reise in die Vergangenheit und nutzen Sie gern die Möglichkeit für eigene Fragen!
Vortrag von Dr. Lutz Popko (30 Minuten)
19.00 Uhr
Kranksein im Alten Orient oder: „Eine Woche im Leben des Amēl-Marduk“
Tauchen Sie ein in die Heilkunst des alten Mesopotamiens! Anhand des fiktiven Kaufmanns Amēl-Marduk, der an einem mysteriösen Leiden erkrankt ist, erleben Sie die Diagnose- und Behandlungsmethoden babylonischer Gelehrter. Von magischen Ritualen bis zu Rezeptlisten – entdecken Sie, wie sich Menschen vor über 3000 Jahren mit Krankheit und Heilung auseinandersetzten.
Vortrag von Dr. Eric Schmidtchen (30 Minuten)
19.30 Uhr
Myrrhe, Sadebaum und roter Weihrauch. Die ältesten medizinischen Rezepte in deutscher Sprache
Die ältesten medizinischen Rezepte in deutscher Sprache stehen in einer Handschrift aus der Zeit um 800, die heute in Basel aufbewahrt wird. Für das Althochdeutsche Wörterbuch an der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zählen die Basler Rezepte zu den ältesten zusammenhängenden Textquellen. Hier treffen Latein und Volkssprache, insulare und kontinentale Tradition sowie auch Heilpflanzenkunde, Medizin und Magie aufeinander. Gehen Sie mit uns auf Entdeckungsreise!
Vortrag und Demonstration von Dr. Almut Mikeleitis-Winter und Dr. Luise Morawetz (30 Minuten)
20.00 Uhr
Zaubersprüche, Segen und Beschwörungstexte aus dem Mittelalter
Im Vortrag werden früheste deutsche Textzeugnisse aus der althochdeutschen Zeit vorgestellt und die Funktionsweise mittelalterlicher Zaubersprüche demonstriert. Am Projektstand nebenan können magische Amulette mit Feder und Tinte selbst hergestellt werden. Und auch der karolingische Kräuter- und Heilpflanzengarten kann direkt im Anschluss besichtigt werden. Lassen sie sich verzaubern!
Vortrag von Dr. Aletta Leipold (30 Minuten)
Musik und Forschung
Vorträge mit musikalischen Darbietungen
SITZUNGSAAL LINKS
21.00 Uhr
Das Forschungsportal BACH
Bekommen Sie einen Einblick in die aktuelle Forschung zur Musikerfamilie Bach. Wie werden wichtige archivalische Dokumente der Öffentlichkeit heute zugänglich gemacht, mit Hilfe heutiger digitaler Technik transkribiert und ediert? Erfahren Sie etwas von „Schreiberhänden“ und Wasserzeichen, die dank der Infrarottechnik sichtbar werden, während Tinte auf den Bildern auf magische Weise verschwindet. Lernen Sie den „Alltag der Bach-Thomaner“ in einem Vortrag von Dr. Bernd Koska kennen.
Vortrag von Dr. Bernd Koska, mit musikalischen Beiträgen (45 Minuten)
21.45 Uhr
Eine Musikstunde aus althochdeutscher Zeit: Von den Tönen auf dem Monochord und einer Antiphon
Nach Notkers Monochordlehre aus dem ältesten deutschsprachigen Musiktraktat wird mittelalterliche Musikpraxis zu klingendem Leben erweckt. Gemeinsam mit den Kolleginnen und Kollegen aus dem Akademie-Projekt Althochdeutsches Wörterbuch können Sie auf Entdeckungsreise gehen und selbst einmal probieren, mittelalterliche Neumen zum Klingen zu bringen.
Vortrag von Dr. Almut Mikeleitis-Winter und Dr. Torsten Woitkowitz, mit musikalischen Beiträgen (45 Minuten)
22.30 Uhr
Klingende Inschriften. Epigraphische Tonsprünge durch Mittelalter und Frühe Neuzeit
Inschriften fallen nicht nur in vielfältigen Formen ins Auge, häufig dürften sie den Betrachtern auch im Ohr gelegen haben. Viele Texte gehörten zum musikalischen Alltag, waren aus Messe, Gottesdienst oder Schule bekannt. In anderen Fällen zeigt sich eine besondere Beliebtheit in gleichzeitigen musikalischen und inschriftlichen Adaptionen. Einige solcher akustisch-epigraphischen Beziehungen werden anhand ausgewählter Beispiele vom 13. bis 17. Jahrhundert erklärt und zu Gehör gebracht.
Vortrag von Dr. Cornelia Neustadt, mit musikalischen Beiträgen (45 Minuten)