Die
Geschichte der evangelischen Kirchenkantate neben und nach Johann
Sebastian Bach wird weithin als eine Geschichte des Niedergangs
angesehen. Dieses Urteil beruht auf Prämissen, die die
Musikwissenschaft bereits lange hinter sich gelassen hat. Eine gerechte
Bewertung kann indes nur auf der Grundlage einer unvoreingenommenen
Betrachtung des überlieferten Werkbestands erfolgen. Doch gerade hier
erweisen sich bei einer eingehenden Prüfung die einschlägigen
Vorarbeiten als außerordentlich lückenhaft, zu einem guten Teil auch
als veraltet. Denn eine intensivere und breit angelegte Beschäftigung
mit den Quellen ist seit mehr als fünfzig Jahren nicht mehr erfolgt.
Dabei sind die Voraussetzungen seit einiger Zeit sehr günstig: Die
Erschließung des Repertoires durch RISM ist weit fortgeschritten und
die Datenbank ermöglicht einen bequemen Zugang.
Der älteste
Bach-Sohn hat in seiner Zeit als Musikdirektor der Hallenser
Marktkirche (1746–1764) ein zahlenmäßig zwar vergleichsweise schmales,
künstlerisch aber sehr bedeutendes Œuvre an Kirchenkantaten geschaffen.
Um seine Werke angemessen verstehen zu können, ist es notwendig, das
zeitgenössische mitteldeutsche Umfeld und die Entwicklungen innerhalb
der Gattung zu betrachten. Die einzelnen Beiträge werden die
vielfältigen Facetten des Themas exemplarisch beleuchten. Gefragt wird
nach den Texten, der Zusammensetzung des Aufführungsrepertoires, der
Entwicklung von Formen und Stilen, der Einführung alternativer
Gattungen sowie den musikorganisatorischen Rahmenbedingungen und
liturgie- sowie frömmigkeitsgeschichtlichen Hintergründen, nicht
zuletzt auch den aufführungspraktischen Bedingungen in den
protestantischen Städten und Höfen Mittel- und Norddeutschlands in der
zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Die Konferenz bietet über diesen
thematischen Schwerpunkt hinaus aber auch die Möglichkeit zu freien
Referaten über andere Bereiche des Schaffens von Wilhelm Friedemann
Bach und seiner Zeitgenossen.
Veranstalter: Mitteldeutsche Barockmusik
in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen e. V. in Kooperation mit der
Stiftung Händel-Haus, dem Bach-Archiv Leipzig, der
Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg und der
Georg-Friedrich-Händel-Gesellschaft e. V.
Die Teilnahme an der Konferenz ist kostenfrei; eine Voranmeldung ist nicht erforderlich.
Tagungsprogramm
Freitag, 19.11.2010
Bach-Museum, Sommersaal
09:00 |
Christoph Wolff, Harvard/Leipzig, und Wolfgang Hirschmann, Halle |
Gerhard Poppe, Dresden |
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11.00 |
Stefan Kaym, Leipzig |
Andreas Glöckner, Leipzig |
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14.00 |
Ute Poetzsch-Seban, Magdeburg |
Ralph-J. Reipsch, Magdeburg |
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15:45 |
Julia Heigel, Halle |
Uwe Wolf, Leipzig |
Samstag, 20.11.2010
Bach-Museum, Sommersaal
09:00 |
Christine Blanken, Leipzig |
Tobias Rimek, Leipzig |
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11:30 |
Wolfram Enßlin, Leipzig |
Kathrin Eberl-Ruf, Halle |
Weitere Informationen zum Forschungsvorhaben Bach-Repertorium
Rahmenprogramm
Freitag, 19.11.2010
Bach-Museum, SommersaalKammerkonzert zum Symposium
Musik für Flöte und Cembalo von Wilhelm Friedemann Bach
Wilbert Hazelzet (Traversflöte) • Nicholas Parle (Cembalo)
Karten: € 12,00 / ermäßigt: € 8,00 (inkl. VVK-Gebühr)
Samstag, 20.11.2010
Bach-Museum, SommersaalEintritt frei
Altes Rathaus zu Leipzig
Wilhelm Friedemann zum 300. Geburtstag
Neues Bachisches Collegium Musicum
Leitung: Albrecht Winter, Violine
Karten: 15,00 € // ermäßigt: 10,00 €
Sonntag, 22.11.2010
Bach-Museum, SommersaalKammerkonzert zum Symposium
Aus dem Klavierbüchlein für Wilhelm Friedmann Bach
Nadja Lesaulnier, 3. Preis im Fach Cembalo des XVII. Internationalen Johann-Sebastian-Bach-Wettbewerb 2010
Peter Wollny, Moderation
Karten: € 12,00 / ermäßigt: € 8,00 (inkl. VVK-Gebühr)