Das zweite Kolloquium des interdisziplinären wissenschaftlichen Netzwerkes "Wort, Wirkung, Wunder – Sprache und Macht in der Vormoderne zwischen Religion, Magie und Medizin", dem das Projekt "Althochdeutsches Wörterbuch" mittlerweile als Kooperationspartner verbunden ist, widmete sich in Basel dem Thema "Ritualisierte Praktiken: Formeln – Zeichen – Rezeptarien".
Die Tagung startete mit einem eigenen Block, der von den Mitarbeiterinnen des AWB Aletta Leipold und Almut Mikeleitis-Winter bestritten wurde. Aletta Leipold bot in "Beschwörungen und ihre früheste Überlieferung im Deutschen" einen materialreichen Parcours durch die Welt der Zaubersprüche und Beschwörungen mit Ausgangspunkt im Althochdeutschen. Anhand zahlreicher Quellen vermittelte sie Einblicke in die verschiedenen Wirkmechanismen und Wirkprinzipien und ließ diese Texte auch selbst lebendig werden.
Im Anschluss standen die sogenannten Basler Rezepte, die ältesten medizinischen Rezepte in deutscher Sprache, im Zentrum. Sie sind in der Handschrift Basel, Universitätsbibliothek, Cod. F III 15a aus der Zeit um 800 unikal erhalten. Unter dem Titel "Im Schnittpunkt der Traditionen: Die Basler Rezepte und ihre Kontexte" stellte Almut Mikeleitis-Winter diese einzigartige Überlieferung in den Spannungsfeldern von Latein und Volkssprache, insularer und kontinentaler Tradition bzw. Schreibpraxis, Medizin und Magie vor. In der anschließenden Handschriftenpräsentation ließ sich die außergewöhnliche Eintragungsform der Rezepte nachvollziehen, wobei auch der weitere Überlieferungszusammenhang der Handschrift mit den zahlreichen astro-chronologischen Darstellungen und Diagrammen großes Interesse fand.
Zu den zahlreichen Forschungsfragen, die sich anhand einer minutiösen textphilologischen Interpretation im Zusammenspiel mit medizin- und pharmaziehistorischen Überlegungen teilweise neu ergeben, erbrachte der interdisziplinäre Austausch bis in die Pausengesprächen hinein spannende Perspektiven. Für das Projekt "Althochdeutsches Wörterbuch" zählen die Basler Rezepte zu den ältesten zusammenhängenden Textquellen. Zugleich verweisen die Ingredienzien der Rezepte auch auf verschiedene Heilpflanzen, deren Wirkungsweise und Nutzung im Zusammenhang mit dem Hortulus theodiscus Beachtung finden.
Eine Führung durch den karolingischen Kräuter- und Heilpflanzengarten und viel Spannendes über mittelalterliche Pflanzenkunde sowie einen Einblick in die Arbeit des Projektes "Althochdeutsches Wörterbuch" erfahren Sie zur Leipziger Langen Nacht der Wissenschaften am 20. Juni 2025 in der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig.
Programmüberblick Netzwerktreffen an der Universität Basel 2024
Fotorückblick
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