Vor 560 Jahren geboren: Am 17. Januar 1463 brachte die sächsische Kurfürstin Elisabeth (1443–1484), geborene Herzogin von Bayern, im Torgauer Schloss ihren ersten Sohn zur Welt. Friedrich, der später »der Weise« genannt wurde, folgte 1486 als Kurfürst auf seinen Vater Ernst (1441–1486) und regierte 39 Jahre lang.
Reichspolitiker am Kaiserhof, Förderer von Kunst und Humanismus, Gründer der Universität Wittenberg – Friedrich der Weise hatte viele Facetten. Gemeinsam mit seinem jüngeren Bruder Johann dem Beständigen (1468–1532) wurde der Landesherr und Beschützer Martin Luthers (1483–1546) zum Wegbereiter der Reformation. Die umfangreiche Korrespondenz zur Kirchenpolitik beider Fürsten wird in einem Editionsvorhaben der Sächsischen Akademie der Wissenschaften bearbeitet.
Darüber, wie Friedrich der Weise seinen Geburtstag gefeiert hat, sind aus seinem Umfeld kaum Zeugnisse überliefert. Ohnehin hatten Geburtstage in der Vormoderne nicht denselben Stellenwert wie heute. Für einen frommen Fürsten wie Friedrich stand an diesem Tag eher die Verehrung des Heiligen Antonius im Vordergrund, an dessen Festtag er geboren wurde. So berichtete der bayerische Adlige Hans Herzheimer, der 1519 das Kurfürstentum bereiste, Friedrich habe »den tag Sand Anthony« – seinen 56. Geburtstag – im Torgauer Schloss »nach allten loblichen gewonhait und herkommen« mit einem »ersamen grossen und treffenlichen gotzdienst« begangen. Zugegen war auch der Erzbischof von Mainz und Magdeburg, Kardinal Albrecht von Brandenburg (1490–1545). Ansonsten ging der Kurfürst an seinem Geburtstag den üblichen Amtsgeschäften nach. Hinweise auf Feierlichkeiten fehlen. Allerdings berichtete ihm sein Bruder Johann am 17. Januar 1520 – dem 57. Geburtstag – über eine Begebenheit am Weimarer Hof: Die Hofnarren Hans Narr und Thomel hätten im Lanzenstechen um eine Flasche Wein gekämpft: »[Euer Lieb] lass ich auch wyssen, das der Hans Naren und der Thomel heudt dato mit ein ander gestochen haben umb ein flaschen mit wein.« Ob dieses höfische Vergnügen in Zusammenhang mit dem Geburtstag des Kurfürsten stand, lässt sich nicht sagen. Anwesend war er jedenfalls nicht. Er traf sich mit anderen Fürsten zu Beratungen in Zerbst.
Vorhaben im Akademienprogramm: Briefe und Akten zur Kirchenpolitik Friedrichs des Weisen und Johanns des Beständigen 1513 bis 1532. Reformation im Kontext frühneuzeitlicher Staatswerdungs«
URL: bakfj.saw-leipzig.de
Tagung im Oktober 2023 mit Beteiligung des Projekts: 1423–2023. 600 Jahre Sachsen(-Meißen)
Quellen und Literatur:
Armin Kohnle/Manfred Rudersdorf (Hrsg.): Briefe und Akten zur Kirchenpolitik Friedrichs des Weisen und Johanns des Beständigen 1513 bis 1532. Reformation im Kontext frühneuzeitlicher Staatswerdung, Bd. 2: 1518 bis 1522, bearb. von Stefan Michel, Beate Kusche, Ulrike Ludwig, Konstantin Enge, Dagmar Blaha und Alexander Bartmuß, Leipzig 2022, Nr. 1007, S. 307.
Ingetraud Ludolphy: Friedrich der Weise. Kurfürst von Sachsen (1464–1525), Göttingen 1984, S. 96 u. S. 343.