Geschriebenes reproduziert graphisch, was gedacht und was gesprochen wird. Schriftsysteme präsentieren entweder vorwiegend die gedankliche bzw. Bedeutungsseite von Sprache (ideographische Schrift) oder symbolisieren deren lautliche Seite (alphabetische Schreibungen). Aber wie lautgetreu sind alphabetische Schreibungen?
Wie kommt es, dass angesichts der vielfältigen Realisierungsmöglichkeiten der Einzellaute schon in sehr frühen Zeiten für jeden von ihnen eine invariante Schreibung entsteht? Welche Möglichkeiten der Verschriftung einer bislang schriftlosen Sprache gibt es? Und wie kommt es, dass ideographische Schriftsysteme, deren Erlernung und Handhabung einen größeren Aufwand als die alphabetischen erfordern, trotz ihres anscheinend unökonomischen Charakters heute noch erfolgreich sind?
Auf diese und ähnliche Fragen versucht das Kolloquium zum Thema „Sprechen und Schreiben“ eine Antwort zu geben. Die Vorträge von Mitgliedern der Sprachwissenschaftlichen Kommission behandeln Probleme der Verortung der Schrift im sprachlichen Zeichensystem und der Typologisierung der vorhandenen Schriftsysteme, sie legen dar, wie aus einer Bilderschrift (der altägyptischen) eine Buchstabenschrift geworden ist, und klären darüber auf, wie die europäischen Sprachen in den frühesten Zeiten ihrer Verschriftung mit den zur Verfügung stehenden Schriftmodellen (lateinisch, griechisch, kyrillisch, arabisch) umgegangen sind.
Programm
10.00 Uhr
Prof. Dr. Klaus Bochmann Einleitung
10.15 Uhr
Prof. Dr. Bernard Comrie Zur Typologie von Schriftsystemen
11.00 Uhr
Prof. Dr. Hans-Werner Fischer-Elfert Von der Hieroglyphe zur alphabetischen Schrift
11.45 Uhr: Pause
12.30 Uhr
Prof. Dr. Hans-Ulrich Schmid Die Anfänge der Verschriftlichung germanischer Sprachen
13.15 Uhr
Prof. Dr. Klaus Bochmann Schreiben nach fremden Mustern. Die frühesten Schriftzeugnisse der romanischen Sprachen
14.00 Uhr
Prof. Dr. Anita Steube Die alphabetische und die logographische Schrift im sprachlichen Zeichensystem
14.45 Uhr
Prof. Dr. Klaus Bochmann Schlusswort
Moderation: Prof. Dr. Uwe Junghanns