Die wichtige Rolle von städtischen Zentren und die Ausweitung urbanen Lebens im hohen und späten Mittelalter sind Phänomene, die die Geschichte ganz Europas kennzeichnen. Mit der »okzidentalen Stadt des Mittelalters« (M. Weber) wurde der Idealtypus dieser europäischen Stadt beschrieben und geradezu als Charakteristikum und konstitutives Element Europas benannt (L. Benevolo). In Mittel- und Osteuropa ging dieser Prozess der Urbanisierung mit dem Transfer bzw. der Rezeption von Stadtrechten einher; eines der herausragenden Phänomene von Austausch und kultureller Vernetzung in mittelalterlicher Zeit. Im Zentrum dieses Vorganges standen Stadtrechte und Rechtskomplexe wie das sächsisch-magdeburgische Recht, eine Verbindung von Stadt-, Land- und Lehnrecht, die in besonderer Weise Verbreitung fand und eine der größten »Rechtsfamilien« begründete.
Die Tagung nimmt die Rezeption und Adaption des sächsisch-magdeburgischen Rechts in Ostmitteleuropa zum Ausgangspunkt für eine interdisziplinäre Betrachtung von Stadtkultur in dieser Region. Dabei stehen zunächst die Mechanismen des Rechtstransfers und die Formen des Rechtskontaktes sowie die Methoden der Aneignung rechtlicher Inhalte im Mittelpunkt. Sodann wird der Blick geweitet auf die Herausbildung spezifischer Stadtverfassungen im Bereich des sächsisch-magdeburgischen Rechts und auf die Formierung einer oft multiethnischen Stadtgesellschaft. Stadtkultur und Stadtgestalt runden dann den Blick auf die »Städte des Magdeburger Rechts« ab.
Die Tagung findet im Kaiser-Otto-Saal des Kulturhistorischen Museums Magdeburg statt.
Der Abendvortrag am 5. Oktober 2017 um 19.30 Uhr ist öffentlich. Der Eintritt ist frei.
Die Teilnahme an der Tagung und den Führungen (Freitag um 16 Uhr) ist nur bei vorheriger Anmeldung möglich. Anmeldung bis zum 29. September 2017 per Email oder Telefon: museen@magdeburg.de / +49 (0)391 / 5 40 35 01
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