Nach dem Zweiten Weltkrieg hat die marxistische Müntzerdeutung – mit Folgen für die Geschichtsphilosophie sowie für die Kirchen-, Kultur- und Schulpolitik der SED – zu einer weltweiten Beschäftigung mit Thomas Müntzer herausgefordert.
Diese konzentrierte sich auf die Erforschung der historischen Persönlichkeit und die Überwindung von Schmähung und Verherrlichung Müntzers. Die erste kritische Gesamtausgabe der „Schriften und Briefe“ Müntzers erschien 1968. Die intensive Beschäftigung mit Müntzer ließ hierbei ihre Mängel erkennen. Daher verständigten sich sechs deutsche Müntzerforscher noch vor dem Ende der DDR,
in eine Neuedition mittels Korrekturen, Ergänzungen und vertiefenden Erläuterungen die neuen Forschungsergebnisse einzubringen. 1992 wurde dieses mit der Historischen Kommission verbundene Unternehmen in das Projekt „Quellen und Forschungen zur sächsischen Geschichte“ der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig aufgenommen.
Zum Abschluss der in der Evangelischen Verlagsanstalt Leipzig erschienenen kritischen Müntzer-Gesamtausgabe diskutiert Dr. Heike Schmoll (Frankfurter Allgemeine Zeitung) mit den Herausgebern Professor Armin Kohnle (Leipzig) und Professor Eike Wolgast (Heidelberg) sowie mit dem Müntzer-Biographen Professor Siegfried Bräuer (Berlin) und Professor Ulrich Brieler (Leipzig), Leiter des Referats Wissenspolitik der Stadt Leipzig.
Der Eintritt ist frei. Interessierte Zuhörer sind herzlich willkommen!