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Thüringen und die Mark Meißen im Interregnum. Königtum, Fürsten und Adel in der Mitte des Reiches am Ende der Stauferzeit

Wann 19.09.2013 um 14:00 bis
21.09.2013 um 13:30
Wo Residenzschloss Altenburg, Schloss 2-4, 04600 Altenburg
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Residenzschloss Altenburg
Residenzschloss Altenburg















Veranstalter:

Sächsische Akademie der Wissenschaften zu Leipzig
in Verbindung mit der Stadt Altenburg

Gefördert von der

Fritz Thyssen Stiftung




 

 

 

Zum Akademie-Projekt Codex diplomaticus Saxoniae


Ort:
Residenzschloss Altenburg

Stadtplan Altenburg

 

Einladung und Programm


Die Tagung beschäftigt sich mit der Rolle Thüringens und der Mark Meißen in der Zeit des sogenannten Interregnums. Ihr Ziel ist es, die in der deutschen Mediävistik kaum wahrgenommene Bedeutung dieser Region in der reichsgeschichtlichen Umbruchsphase zwischen dem Ende der staufischen Herrschaft nach dem Tod Kaiser Friedrichs II. († 1250) und dem Regierungsbeginn König Rudolfs von Habsburg (1273) erstmals umfassender zu profilieren und die hoch- und spätmittelalterliche Bedeutung Mitteldeutschlands als eine der Zentrallandschaften des Reiches stärker in das Bewusstsein zu rücken.

Noch immer gilt das Gebiet des heutigen Thüringen, Sachsen und Sachsen-Anhalt weithin als eine Region, die seit staufischer Zeit außerhalb des Blickfeldes des Königtums lag und deren politischen Kräfte eine eher periphere Rolle für das Reichsgeschehen spielten. In dem vorherrschenden Bild des mittelalterlichen Reiches und der Gewichtung seiner politischen Kräfte wird deshalb weitgehend ausgeblendet, dass der mitteldeutsche Raum für lange Zeit zu einer der wichtigen Königslandschaften zählte. Nicht nur rückte dieser Raum in der Regierungszeit des Thüringer Landgrafen und Gegenkönigs Friedrichs II. Heinrich Raspe († 1247) in besonderer Weise in den Mittelpunkt des reichspolitischen Geschehens. Vielmehr hat das Königtum schon unter Kaiser Friedrich Barbarossa (1152-1190) und später im staufisch-welfischen Thronstreit (1198-1215) wiederholt versucht, seinen Einfluss in dieser Region verstärkt zur Geltung zu bringen. Auch Rudolf von Habsburg (1273-1291) maß im Zuge seiner Revindikationspolitik der Stellung des Königtums in Thüringen und in der Markgrafschaft Meißen hohe Bedeutung bei. Als einziger König des Mittelalters hielt er sich für mehrere Monate in Thüringen auf (1289/90), wo er einen Reichsvikar zur dauerhaften Wahrung der königlichen Rechte einsetzte. Dass sich das Königtum an der Wende zum 14. Jahrhundert noch einmal darum bemühte, Thüringen und die Mark Meißen zu einem Königsland zu machen, zeigt erneut und eindringlich, welches Gewicht die östliche Mitte des Reiches für das mittelalterliche Königtum besaß.

Vor diesem Hintergrund greift die Tagung Fragen auf, die in der Diskussion um die Bedeutung des Interregnums als Übergangszeit vom Hoch- zum Spätmittelalter eine zentrale Rolle spielen, die aber für den mitteldeutschen Raum in diesem Zusammenhang bislang noch kaum gestellt wurden. Besondere Aufmerksamkeit gilt dabei der Frage, inwieweit das Fehlen einer allgemein anerkannten Zentralgewalt während des Interregnums die Verhältnisse in Thüringen und der Mark Meißen beeinflusste und inwiefern diese sich wiederum auf das Reichsgeschehen auswirkten. Welche Rolle, so ist weiter zu fragen, spielten Adel und Städte dieser Region in dieser Zeit? Wie entwickelte sich das Verhältnis von Adel und Städten zu den um die Durchsetzung ihrer Vorherrschaft bemühten Fürsten? Inwieweit begünstigte die weitgehend offene Situation nach dem Ende der staufischen Herrschaft die Entwicklung hin zum spätmittelalterlichen Fürstenstaat? Welche Strategien und Formen der Konfliktbewältigung lassen sich vor dem Hintergrund der Umbrüche im Reich beobachten? Und schließlich: Inwiefern lassen sich die politischen und gesellschaftlichen Veränderungen in der Zeit des Interregnums angesichts der Verhältnisse in Thüringen und Meißen als Krise beschreiben?

Für die östliche Mitte des Reiches sind Fragen dieser Art noch weitestgehend unbeantwortet. So ist zum Beispiel noch unklar, welche Bedeutung das Königtum für die politischen Akteure neben und unterhalb der Ebene der Landgrafen von Thüringen und Markgrafen von Meißen besaß und inwieweit Königsnähe bzw. -ferne hierbei handlungsleitend waren. Auch die Entwicklung der staufischen Reichsländer im mitteldeutschen Raum (Vogtland, Pleißenland, Egerland) in nachstaufischer Zeit und das Verhältnis regionaler Herrschaftsträger zum König von Böhmen als einer der damaligen Schlüsselfiguren im Reich sind bislang erst ansatzweise erforscht. Entsprechendes gilt für die mitteldeutschen Reichsstädte, die in der Zeit des Interregnums einschneidenden Transformationsprozessen unterworfen waren. Auch hier besteht noch erheblicher Forschungsbedarf, zumal der Vergleich mit den wesentlich besser erforschten staufischen Städten im Süden und Westen des Reiches wichtige übergreifende Aufschlüsse verspricht. Auch wurde bislang noch nicht thematisiert, welchen Einfluss das Papsttums als einer der wichtigsten politischen Akteure der Interregnumszeit auf die divergierenden politischen Kräfte in Thüringen und der Mark Meißen hatte.

Besonderes Interesse gewinnt der thüringisch-meißnische Raum als Beobachtungsfeld für die Umbrüche und Weichenstellungen in der ausgehenden Stauferzeit bis hin zur Regierung König Rudolfs von Habsburg nicht zuletzt dadurch, dass das Ende der Stauferherrschaft im Reich zeitlich mit den für Jahrhunderte tief greifendsten Veränderungen im machtpolitischen Gefüge dieser Großregion zusammenfiel.

Das Aussterben der ludowingischen Landgrafen von Thüringen mit dem Tod des letzten Landgrafen und staufischen Gegenkönigs Heinrich Raspe 1247 führte nach einer über fünfzehnjährigen Phase der Auseinandersetzungen zum Zerfall des weiten, von der Lahn bis über die Saale reichenden ludowingischen Machtkomplexes. Dies hatte den Übergang der Landgrafschaft Thüringen an die Wettiner und damit die Vereinigung Thüringens und der Markgrafschaft Meißen in einer politischen Hand zur Folge und führte zur Loslösung Hessens von Thüringen und zur Entstehung des künftigen Landes Hessen. Für die Mitte Deutschlands kann deshalb in dieser Zeit geradezu von einem „doppelten Interregnum“ gesprochen werden, das schließlich zu einer grundlegenden und bis in die Gegenwart nachwirkenden Neugestaltung der politischen Raumordnung führte. Dabei scheinen Reichs- und Landesgeschichte aufs engste ineinander verzahnt, wie etwa die Anerkennung König Wilhelms von Holland durch die mittel- und norddeutschen Fürsten 1252 zeigt, die eng mit den Auseinandersetzungen um das ludowingische Erbe verknüpft war. Auch zeigt die Tatsache, dass mit dem Erzbischof von Mainz, dem Herzog von Sachsen, dem König von Böhmen sowie den askanischen Markgrafen von Brandenburg gleich vier Vertreter des sich formierenden Kurfürstenkollegs versuchten, ihre Interessen im mitteldeutschen Raum zur Geltung zu bringen, wie wichtig diese Region für das allgemeine Reichsgeschehen war.

Der Vergleich mit den Verhältnissen in anderen Regionen, die am Ende der Tagung durch einzelne Statements bzw. Kurzreferate vorgestellt werden, soll eine Einordnung in größere Zusammenhänge und damit auch generalisierende Aussagen ermöglichen.

 Plakat Tagung Altenburg 19.-21.9.

 

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